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1988 legte Sylvia Kabus dem Aufbau-Verlag das Manuskript Weißer als Schnee vor. Die Lektorin lehnte es in einem mehrstündigen Tribunal ab, da "an dem Text, an der Figur etwas krank ist."
In einem Text zu dem Vorfall schreibt Sylvia Kabus: "Warum die Figur so dünnhäutig sei, fragte sie. Fünfzehn von zwanzig Leuten oder mehr arbeiteten doch so, in unbefriedigenden Berufen, ohne krank zu werden. Viele leben doch ihr Leben außerhalb der Arbeit, sagte sie, die Genossin. Und wie da von alten Menschen, von einer alten Genossin gesprochen wird, die abgeschoben wird, als Pflegefall nicht zumutbar im Krankenhaus. So kann man eine Genossin doch nicht darstellen, sagte sie.
"Das Graue, Erloschene stellte sie mir in Rechnung. 'Ich weiß, es ist verletzend, aber ich sage es trotzdem …', begann sie ihre Sätze. Auch, dass ich nie eine Zukunft als Schreibende haben würde. Sie wusste, dass hier etwas verletzt wurde, das hätte ermutigt werden müssen, denke ich heute. Ihr Körper sagte es. Es versperrte mir die Weiterarbeit, das Wachsen und Sein mit dem Buch. Ich saß hinterher im Zug und schrieb ihre vorgestoßenen, von erregtem Schweigen unterbrochenen Bemerkungen in ein Exemplar des 'Filmspiegels', auf den Rücken von Grace Kelly.“
Zur Veröffentlichung ihres Romans Weißer als Schnee in der Verschwiegenen Bibliothek sagt sie: "Der Text ist die Geschichte eines reinigenden Schweigens, entstanden aus einem Lebensmaterial, das in Todesnähe brachte."



Über die Autorin

Sylvia Kabus, 1952 in Görlitz geboren, studierte Anglistik und Germanistik in Berlin und war von 1974 bis 1983 Redakteurin einer Kulturzeitschrift. Ab 1984 arbeitete sie als Autorin für die DEFA. Nach 1989 engagierte sich Sylvia Kabus in der Leipziger Bürgerbewegung und war Mitglied des Leipziger Runden Tisches. 1990 beteiligte sie sich an der Auflösung des Schriftstellerverbandes der DDR. Ab 1991 baute sie das Literaturbüro Leipzig auf und veröffentlichte insbesondere zu Themen der beiden deutschen Diktaturen. Sylvia Kabus lebt heute als Schriftstellerin in München.


Pressestimme

"Hier gibt es eine Erzählerin mit markantem Ton zu entdecken. Vibrierend, zart und kraftvoll ist ihre Sprache in diesem Roman, der uns wie Flaschenpost aus einer anderen Welt erreicht."
Freie Presse