Im Mauerstaat nahmen sich Andersdenkende die Freiheit, ihre Meinung lautstark zu vertreten. Gegen das Zwangssystem DDR kämpften sie mit friedlichen Mitteln. Und sie forderten Gerechtigkeit im Unrechtsstaat. Aleksandra Majzlic stellt in dem Buch »Mut zum Protest – Erfahrungen von DDR-Zeitzeugen« (zu Klampen Verlag) einige von ihnen vor. Es geht unter anderem um sexuelle Gewalt, Zwangsadoption, Diskriminierung von Ausländern, Flucht, Haft sowie Stasi-Schikanen, die zum Selbstmord des Sohnes von Ausreiseantragstellern führten. 

»Ich finde es wichtig, dass Aleksandra Majzlic bekannte, aber vor allem auch weniger bekannte mutige Menschen in diesem Buch präsentiert. Diese Menschen boten den Oberen in der DDR die Stirn und beteiligen sich heute an der Aufarbeitung, indem sie schildern, wie die DDR wirklich war und wozu ihre Diener fähig waren.«

Aus dem Vorwort von Katrin Sass

In den Porträts kommen die Protagonisten als Experten für das persönlich Erlebte zu Wort. Den Beginn der Friedensgebete in der Leipziger Nikolaikirche ließ der Mitinitiator Hans-Joachim Döring Revue passieren. Und die einzige DDR-Ausländerbeauftragte Almuth Berger erklärte, wie und warum der in der DDR tabuisierte Ausländerhass nach dem Mauerfall anschwoll.

Der Fokus liegt auf der Aufarbeitung der SED-Diktatur: In Schulen erzählt Monika Lembke von ihrem Kampf für ihre Ausreise. Und Evelyn Zupke verrät Jugendlichen, wie sie und ihre Mitstreiter im Weißenseer Friedenskreis 1989 den Betrug bei der Kommunalwahl aufdeckten. Die Protagonisten berichten und bewerten aus der Gegenwartsperspektive, welche Handlungsspielräume für Zivilcourage es in der DDR gab, wie sie ihre Standpunkte vertraten, was sie bewirken konnten oder welche Konsequenzen sie tragen mussten. Die Lebensgeschichten geben Einblicke in historische Zusammenhänge und machen die Dimension der Diktatur begreifbar. Schon in das Leben von Kindern griff der Staat auf grausame Weise ein: Über sexuellen Missbrauch im Jugendwerkhof klärt die Betroffene Corinna Thalheim heute die Öffentlichkeit auf und die Berlinerin Katrin Behr unterstützt Menschen, die in der DDR zwangsadoptiert wurden – wie sie selbst.

Das Buch ermöglicht es westdeutschen Lesern, Lebenswirklichkeiten aus der DDR kennenzulernen. Aleksandra Majzlic wendet sich auch an Menschen, die in der DDR gelebt haben, aber dennoch von vielen Formen des Widerstandes oder staatlichen Repressalien nicht genug wissen. Über sein Leben als Homosexueller in der DDR und seine gescheiterte Flucht berichtete Mario Röllig in den USA und in Russland. Und mit seinem ehemaligen Stasivernehmer, DDR-Juristen und Spitzeln setzte sich Gilbert Furian auseinander. Im Buch schildert Aleksandra Majzlic den Rundgang des Exhäftlings durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Informationen zu Erinnerungsorten und Vereinen für Betroffene sowie ein Glossar und eine Chronik findet der Leser in dem Buch. xx Über die Autorin Aleksandra Majzlic, geboren 1967, studierte Neuere Deutsche Literatur, Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Neuere und Neueste Geschichte in München. Als Jugendliche reiste sie oft in die DDR, da ihre Familie mütterlicherseits aus Sachsen stammt. Nach Stationen bei Printmedien, unter anderem der »Süddeutschen Zeitung«, lebt sie heute als freie Journalistin und Autorin in München.


Klampen Verlag

Erschienen am 25. September 2019

Preis: 16 Euro

ISBN-13: 9783866746022

ISBN-10: 3866746024

Diese Ausgabe ist lieferbar

Auch als E-Book erhältlich