„Ostberlin – die andere Seite einer Stadt“: ein Buch, das Kulturgeschichte schrieb. 1987 erschien das Buch des Fotografen Harald Hauswald und des Schriftstellers Lutz Rathenow
erstmals in München. Die DDR-Behörden bewerteten die Publikation als „versuchte Gruppenbildung“ und verboten das Buch.
Der Berliner Jaron Verlag brachte nun eine vollständig überarbeitete Fassung des Bild-Text-Bandes heraus. Sie wurde nicht nur um neue, bisher unveröffentlichte Fotos Hauswalds ergänzt, sondern beleuchtet mit einem einführenden Essay von Lutz Rathenow auch die bewegte Rezeptionsgeschichte des Buches.
„Ost-Berlin“ war mehr als ein Buch. Es war unsere Art der Liebeserklärung an eine Stadt, die wir zugleich als Hälfte einer geteilten Stadt und doch auch als ein Ganzes wahrnahmen. Wir liebten Ost-Berlin und lehnten die Regierung ab, die es als Hauptstadt eines 1949 neu gegründeten Staates ansah. Insofern sind Text und Fotos gleichzeitig Beleg eines lustvoll gelebten Ost-Identität und
Ausdruck oppositionellen Verhaltens gegen den Staat. (…) Manche Elemente der Berliner Vorkriegsmentalität hielten sich im Osten der Stadt stärker und lebten hinter den politischen Fassaden weiter: Kinder, Außenseiter, merkwürdige Leute bevölkern diesen Band ebenso wie Polizisten und Grenzsoldaten. (Aus dem Vorwort)
Im Westen wurde das Werk als „Berlin-Buch, das die Chance hat, auch in 50 Jahren noch wichtig zu sein“ (Die Welt) gewürdigt, im Osten bewirkte es vielfältige Schikane gegen die Autoren. „Prenzlauer Berg“ als Entfaltungsraum Ost-Berliner Subkultur erhielt durch die West-Rezeption des Buches einen neuen Popularitätsschub. „Ost-Berlin“ ist auch heute ein Buch über Berlin und zugleich eine kritisch-lustvolle Auseinandersetzung mit der DDR.
Es zeigt in Fotos und Texten eine Stadt, die in großen Teilen bereits Legende ist.
Das Buch ist mittlerweile in der 3. Auflage erschienen und erfreut sich einer starken Medienresonanz. Die Autoren bieten Lesungen und auch Ausstellungen zum Buch an.