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Reisen war in der DDR ein heikles Thema. Der Westen war sowieso tabu, aber auch Richtung Osten gab es vielerlei Einschränkungen. Nicht einmal in die Sowjetunion, den vielbeschworenen Retter und großen Bruder, durfte man ohne offizielle Erlaubnis und den Geleitschutz einer Reisegruppe besuchen. Doch gerade das Verbotene lockte. Unangepasste junge Leute unternahmen mit Hilfe eines Transitvisums, das nur für drei Tage galt, wochenlange riskante Expeditionen in ein Riesenreich, das elf Zeitzonen umfasste und gigantische Landschaften versprach. Wer sich derart illegal und unerkannt durch Freundesland bewegte, konnte alle Ab-surditäten des sowjetischen Alltags und der Bürokratie kennenlernen, die kein normaler Tourist mitbekam. Zugleich kam die deutsch-sowjetische Freundschaft in den unvermutetsten Situationen zum Tragen. Fast alle Reisenden erlebten eine schier unglaubliche Gastfreundschaft.Das illegale Reisen durch die Sowjetunion ist heute weder im Osten noch im Westen Deutschlands bekannt. Wie viele solcher Fahrten un-ternommen wurden, ist statistisch nicht erfasst, aber die Zahl geht in die Tausende.Das Buch berichtet von jenen, die im Land bleiben wollten und den-noch die Ferne suchten. Von denen, die die Propaganda von der Völ-kerfreundschaft beim Wort nahmen und auf eigene Faust kreuz und quer durch die riesige Sowjetunion reisten – immer auf der Flucht vor dem KGB und der Miliz. In zahlreichen Zeitzeugen interviews, ergänzt durch essayistische Betrachtungen, werden wahrhaft verwegene Reisen rekonstruiert, die bis in die entlegensten Winkel dieser Welt führten. Dorthin, wo manchmal nicht einmal mehr der Sozialismus regierte, sondern nur noch die Gesetze der Natur und des Überlebens herrschten. Die Abenteurer fanden, wo sie die politischen und bürokratischen Grenzen zu überwinden vermochten, ihre innere Freiheit.


Lukas-Verlag

2. Auflage, Juni 2011

Klappenbroschur 445 Seiten

108 Farb- und 183 Schwarzweißabbildungen

ISBN 978–3–86732–076–4

€ 24,90


Über die Herausgeber

© Cordula Giese
© Cordula Giese

Dr. Frank Böttcher, geb. 1960 in Lutherstadt Wittenberg, 1981–85 Diplomlehrerstudium an der Humboldt-Universität (Kunsterziehung und Deutsch), 1988 Promotion an der Universität Greifswald über den Maler und Graphiker Max Lingner; anschließend wissenschaftliche Assistenz ebenfalls in Greifswald. Nach 1990 verschiedene freiberufliche Tätigkeiten: Kunstkritiker u.a. beim Tagesspiegel, architekturhistorische Recherchen für ein Architekturbüro sowie mehrjährige Mitarbeit beim Verlag Schelzky & Jeep. Seit 1995 Verleger des Lukas Verlags. Frank Böttcher hat zwei erwachsene Kinder, ist verheiratet und lebt in Berlin und Rosenwinkel.

© Martin Jehnichen
© Martin Jehnichen

Cornelia Klauß, geboren 1962 in Dresden, aufgewachsen in Berlin. Von Kindesbeinen an ver-narrt ins Kino als Ersatz für vieles, auch das Reisen. Studium der Filmwissenschaft an der HFF in Babelsberg, Dramaturgin beim Fernsehen. Parallel drehte sie Super-8-Kurzfilme. Berufsverbot und im Frühjahr 1989 Ausreise in den Westen. Zwischenstopp beim Rundfunk (SFB, RIAS) und Aufbau einer Medienwerkstatt an der FU. 1990–2005 Programmdirektorin des Filmkunsthauses Babylon. Seitdem arbeitet sie freiberuflich als Autorin, Dramaturgin, Kuratorin (Kurzfilmtage Oberhausen, DOK-Filmfestival Leipzig) und manchmal als Filmemacherin im Dokumentarfilm-bereich (»Unerkannt durch Freundesland«, 2006), 2010 Kuratorin der gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Berlin-Lichtenberg. Cornelia Klauß hat zwei Kinder und lebt in Berlin.


Frank Böttcher, geb. 1960 in Lutherstadt Wittenberg, Studium der Kunsterziehung und Deutsch an der Humboldt-Universität. UdF-Reisender, Verleger des Lukas Verlags.

Cornelia Klauß, geb. 1962 in Dresden, Studium der Filmwissenschaft an der HHF in Babelsberg. Filmautorin, Dramaturgin für Dokumentarfilme, Kuratorin.