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In den frühen Morgenstunden des 13. August 1961 mußten die Menschen in Ost- und West-Berlin fassungslos zusehen, wie zwischen ihnen, quer durch die gesamte Stadt, eine Mauer entstand. Bewachte Baukommandos legten Stacheldrahtrollen aus, rissen das Straßenpflaster auf und begannen mit Steinen und Mörtel eine Mauer zu errichten, bis sie selbst dahinter verschwanden. Damit war in Berlin das letzte Schlupfloch zwischen Ost und West geschlossen. Endgültig war der eiserne Vorhang niedergegangen, 28 Jahre blieb er verschlossen. Hermann Meyn, später Journalist beim SPIEGELund Honorarprofessor in Hamburg, arbeitete in der Nacht zum 13. August 1961 als junger Redakteur „allein auf weiten Fluren“ im RIAS-Funkhaus in West-Berlin. In dem Buch „Mauer-Passagen“ schildert er seine Erlebnisse. Gemeinsam mit 39 anderen Zeitzeugen läßt er den Wahnsinn der „Mauer-Jahre“ noch einmal aufleben. In dem Buch steht nicht die 1.300 Kilometer lange „Mauer“ von der Ostsee bis ins Vogtland im Mittelpunkt. Die Schilderungen konzentrieren sich auf die Menschen, die an der Mauer gelitten haben, wenn sie von einem Deutschland ins andere reisen wollten. Mit den Episoden bleibt eine Zeit lebendig, die sich niemand zurück wünscht. Peter Franke, ein anderer Zeitzeuge, beschreibt die absurden Bedingungen, unter denen seine alte und kranke Mutter 1964 zu ihm in den Westen übersiedeln darf. Jedes Küchenbrettchen, jedes Nachthemd und jeder Gurkenhobel wird aufgelistet, von Zeugen bestätigt und vom Schätzer beurteilt.

Der Theologiestudent Meinhard Schröder gerät 1967 in Stasi-Observation, als er häufig nach Ost-Berlin fährt. Weil er als Oberschüler in der DDR einen späteren West-Flüchtling zum Klassenkameraden hatte, wird vermutet, er sei an organisierter Fluchthilfe beteiligt. Dass er mit jedem Besuch Bücher nach Ost-Berlin schmuggelt, bemerkt dabei allerdings niemand.Von ihrer DDR-Flucht über Prag 1967 berichtet die Lehrerin Maria-Elisabeth Warnke. Ihre Schwestern im Westen beauftragen eine Fluchthilfe-Organisation. Mit einer Reisegruppe, von der sie sich unterwegs heimlich absetzt, kommt sie in die Tschechoslowakei. Nicht jede Flucht endet so glücklich.Amüsant zu lesen ist Hans Peter Kutschas kleineTypologie der DDR-Grenzpolizisten, die er anläßlich vieler Tagesreisen zusammentrug. Damals vermied man Auseinandersetzungen mit den Grenzern, sie waren meist nervenzehrend und zeitraubend. Zermürbende und angstvolle Wochen schildert Helga Brachmann aus Leipzig 1973. Nach der heimlichen Westflucht ihrer Tochter tauchen Stasileute auf und versiegeln das Mädchenzimmer. Sie selbst wird wie eine Verbrecherin behandelt. Zwei Jahre später gerät sie erneut in die Mühlen des Systems, als ihr Sohn Christian Kunert, von Wolf Biermann öffentlich als Kupane bloßgestellt, in Haft kommt und später in den Westen abgeschoben wird.Die Beiträge der Zeitzeugen aus Ost und West vermitteln ein vielschichtiges Bild jener Jahre. Die Texte werden durch Fotos und Dokumente der Autoren bereichert. So enstand ein spannendes und informatives Zeitdokument der jüngeren Geschichte.


Zeitgut Verlag Berlin

368 Seiten mit vielen Abbildungen, Chronologie,Ortsregister

Reihe ZEITGUT Band 19

Ungekürzte Taschenbuchausgabe

BerlinISBN 978-3-86614-171-1, Euro 9,90


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