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Beim Bau der Mauer war Burkhart Veigel 23 Jahre alt, Medizin-Student an der FU Berlin, wissensdurstig und musikbegeistert. Dann wurde er zu einem der erfolgreichsten Fluchthelfer durch die Mauer in Berlin. Etwa 650 Menschen verhalf er zu einem Leben ohne Stasi-Spitzel und vorgegebene Denkschablonen.

Mit Pässen brachte er täglich bis zu zehn Flüchtlinge in die Freiheit, trickste die Grenzkontrollen mit Doppelgängern aus, baute das Armaturenbrett eines Cadillac zum Versteck um, grub an einem Tunnel mit und setzte auch Alliierte bei seinen Fluchtaktionen ein. Die Spitzel und Häscher der Stasi bedrohten Burkhart Veigel immer wieder. Er entkam zwei Entführungsversuchen und besiegte die Stasi auf seine Weise: mit humanitärer Hilfe für die eingesperrten Menschen in der DDR.

Burkhart Veigel hat für dieses Buch etwa 100 Flüchtlinge, Fluchthelfer und andere Beteiligte interviewt. Außerdem hat er die Stasi-Akten einiger hochkarätiger Spitzel erforscht. Entstanden ist ein eindringliches, authentisches Werk, das die Geschichte der Fluchthilfe minutiös aufarbeitet, das aber auch die Methoden der Stasi und ihrer Spitzel aufzeigt. Ein klares und gleichzeitig leidenschaftlich geschriebenes Buch voller Motivation für ein tatkräftiges und couragiertes Leben.


Herausgeber: Berliner Unterwelten e.V.
Preis: 19,90 €
ISBN: 978-3-943112-09-2


Über den Autor

Dr. Burkhart Veigel, Jahrgang 1938, Pfarrerssohn mit humanistischer Schulbildung, war als Student und junger Arzt Fluchthelfer von 1961 bis 1970. Danach wurde er Orthopäde, arbeitete 30 Jahre in eigener Praxis in Stuttgart, machte 20 Jahre Standes-Politik für die niedergelassenen Orthopäden, entwickelte Software für Ärzte und leitete 18 Jahre lang ein großes halbprofessionelles Orchester. 2007 zog es ihn wieder nach Berlin, um über die Geschichte von Flucht und Fluchthilfe zu forschen und zu schreiben. 2010 gab er bei Suhrkamp das Buch „Ich wollte keine Frage ausgelassen haben“ von und mit Uwe Johnson heraus. Seit 2010 ist Burkhart Veigel Mitglied des „Berliner Unterwelten e.V.“


Leseprobe

Wenn der Sozialismus in der DDR nicht zu einer Diktatur pervertiert wäre, die Millionen von Deutschen zur Flucht aus ihrem Heimatland getrieben hätte, wenn die Mauer nicht gebaut worden wäre, mitten in Berlin, quer durch die Stadt, und wenn sie nicht Tausende von Familien getrennt und viele Studenten von ihrer Universität im Westteil der Stadt abgeschnitten hätte, wenn nicht der Zufall, auf welcher Seite der Mauer man sich in der Nacht zum 13. August 1961 aufhielt, darüber entschieden hätte, ob man frei denken und reden konnte oder weggeschlossen in einem Spitzelstaat leben musste – mein Studienfreund Walter Pietzcker wäre am 30. Oktober 1961 auf dem Weg zum Anatomischen Institut nicht auf mich zugekommen: „Machst Du mit?“, fragte er, „Wir holen die Studenten rüber, die hier studiert haben und jetzt im Osten eingeschlossen sind. Das geht. Es gibt da einen Trick mit Pässen. Aber wir brauchen Leute, die nach Ost-Berlin fahren und die Kommilitonen benachrichtigen können. Du bist doch auch Westdeutscher und kannst noch nach drüben, wie ich.“

„Klar, mache ich!“, sagte ich, ohne lange nachzudenken oder nachzufragen.