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Konnte ein Einzelner die Spitzenfunktionäre der SED-Diktatur erfolgreich erpressen? Das war möglich, weist der Journalist Uwe Gerig in seinem Buch Stiller Sieg nach neunzig Tagen am eigenen Beispiel nach. Gerig war Reporter bei der Illustrierten NBI in OST-Berlin. Am 10. Oktober 1983 flüchtete er mit seiner Frau über Drittländer in den Westen. Die Flucht war lange geplant und mit der in Erfurt zurückbleibenden 20Jährigen Tochter vorher in allen Einzelheiten besprochen worden. Die Tochter kannte auch den Plan, wie die Eltern ihre eigene Ausreise nach Frankfurt am Main erpressen wollten. Bei den Verhören durch den Staatssicherheitsdienst bewies die Studentin nicht nur Nervenstärke, sondern verunsicherte ihre Vernehmer auch. Acht Wochen dauerte der verbale Kampf mit den hohen Funktionären der Diktatur, dann wurde mit einer „Sonderauflassung“ die Übersiedlung der Tochter verfügt. Genau 90 Tage nach der erfolgreichen Flucht ihrer Eltern traf sie in Frankfurt ein. Weil alle Vernehmungsprotokolle, Niederschriften abgehörter Telefonate und interne Anweisungen der Stasi dokumentiert worden sind und erhalten blieben, konnte Autor Uwe Gerig dreißig Jahre nach den Ereignisse von 1983/84 das minutiöse Protokoll einer Selbstbefreiung im geteilten Deutschland schreiben. Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi und ist mit Fotos und Dokumenten des Staatssicherheitsdienstes illustriert. Die Schadenfreude des Autors, dass drei Davids den Goliath der SED-Diktatur erfolgreich hereingelegt haben, wird im Text deutlich.


Verlag Shaker Media Aachen

ISBN 978-3-95631-064-5

284 Seiten

Paperback

18,90 €


Ausstellung

Zeitgleich mit der Buchveröffentlichung findet bis zum Jahresende 2013 in der Gedenkstätte der deutschen Teilung in Marienborn die Ausstellung TATORT-Fotos eines Verbrechens in Deutschland von Uwe Gerig statt. Die 80 großformatigen Farbfotos von der ehemaligen innerdeutschen Grenze, der Mauer in Berlin und vom Alltag in der abgeschafften SED-Diktatur sind am merkwürdigen Ort zu sehen – im Stabsgebäude des Staatssicherheitsdienstes der einstigen Grenzübergangsstelle an der Transitautobahn.